Montag, 30. November 2009

Selbst-Interpretation revidieren

Bevor der spätere Parkinson-Patient erkennbar erkrankte, war er bereits Opfer seiner Selbst-Interpretation. Auf alle Eventualitäten seines Lebens selbst eine Antwort bereit halten zu müssen, ist sein Selbstverständnis, das seinem Ich eine unzumutbare Rolle auferlegt. Ergebnis einer solchen Zumutung ist ein argwöhnisches Naturell, das sich darin zeigt, dass er auf seine Umgebung und Nachbarschaft als potenzielles Gefahrengebiet blickt und permanent meint, sich der dort schlummernden Gefährdungen erwehren zu müssen. - In der Sprache der Aktienbörse wird eine solche Einstellung als "BEARISH" bezeichnet. Die gegensätzliche Einstellung dazu nennt der Börsianer "BULLISH"

Wie auch beim Börsianer wohnen beide "Seelen" gleichzeitig bzw. abwechselnd in der Brust des Parkinson-Patienten... gefragt ist mehr von der "Seele" bzw. vom Naturell des Bullen! Dieser steht friedlich auf seiner Weide, frisst Gras voller Zuversicht, dass für ihn gesorgt ist. Der vom Naturell her argwöhnische Bär versteckt sich dagegen gern und überfällt als Raubtier seine Opfer aus dem Hinterhalt..



bullish   or   bearish  ?



Nach den Forschungsergebnissen des Parkinson Recovery Project ist eine solche Prädisposition notwendige, nicht aber hinreichende Bedingung für eine Erkrankung. In den voran gehenden Posts "Dualität im Kopf überwinden" und "Gefahr durch Vermeidung von Schmerz und Trauer" sind zu diesem Thema der Selbstinterpretation jedes Menschen philosophsche bzw. anthropologische Erklärungsansätze zitiert.

Kurs-Korrektur

An dieser Stelle soll nun das gleiche Thema in Form einer direkten Gegenüberstellung des reinen Ichs mit dem selbsternannten Ego dargestellt werden - mit dem Ziel, dem Parkinson-Patienten einen höheren Grad an Sensibilität zu vermitteln, um eine Revision seiner Selbstinterpretation auf den Weg bringen zu können.


Selbsternanntes Ego:
träge, feige, hinterhältig, eitel, hochmütig; voller Selbst-Mitleid, Sorge, Bedauern, Argwohn, Neid und Ärger

Reines Ich: gewissenhaft, mutig, bescheiden, mildtätig; voller Mitgefühl, Freude, Verständnis, Zuversicht und Vertrauen


Das selbsternannte Ego wird in der Grafik durch den weißen, kräftig gezeichneten Abschnitt eines Kreises dargestellt, der größtenteils außerhalb des Rahmens liegt.

Das selbsternannte Ego ist eine Abschweifung der Gedanken des Menschen in Richtung einer Entfernung vom Hier und Jetzt. Diese Abschweifung führt in eine "Sackgasso ohne Wendemöglichkeit". Was heißt das? - Es bedeutet, dass gedankliche Entfernung vom reinen Ich zwangsläufig beendet werden muss - eine Rückkehr zum reinen Ich ist allerdings nur noch im Rückwärtsgang möglich, ein wahrlich mühevolles Manöver.  Die Rückführung des selbsternannten Ego in den Rahmen des reinen Ich ist mit Leiden verbunden. Dieses Leiden ist erst dann beendet, wenn Ego und reines Ich wieder deckungsgleich sind.

Das Schwierige beim Erkennen von "Untaten" des selbsternannten Ego liegt darin, dass auch gedankliche "Fehlgriffe" genau so dazu gehören wie von außen erkennbare Handlungen. Merke wohl: Auch herunter geschluckter Ärger, der im Wege der Ablenkung verdrängt wird, bleibt Ärger - im Sinne von innerlicher Erregung über Dinge oder menschliche Aktionen, die dem selbsternannten Ego "gegen den Strich" gehen.



Das reine Ich zeigt sich im Bild als schwach gezeichneter Kreis mit seinem Schwerpunkt in der rechten Bildhälfte. (Die Grafik zeigt das Logo des Benediktinermönches und Zen-Meisters Willigis Jaeger).

Das reine Ich ist die individuelle Ausprägungsform der "fundamentalen Intelligenz des Universums". Das reine Ich ist somit verbunden mit der Quelle unbegrenzter Energie, die es  - sofern es dazu gewillt ist - jederzeit in Anspruch nehmen kann. Die fundamentale Intelligenz  ist ein Teil des reinen Ich im Menschen. Sie ist Ursprung seiner Existenz und leitet ihn schon seit Urzeiten seiner Evolution.

(Vgl. Zen-Meisterin Daehaeng Sunim. "No River to Cross")

Donnerstag, 26. November 2009

Mentale Übung für Parkinson-Patienten

die Zwille und ihr "physikalisches" Prinzip


Bekanntlich hat schon David den Riesen Goliath mit Hilfe der Zwille - auch Schleuder genannt - bezwungen. Auf ähnliche Weise gelingt es dem (schwachen) reinen Ich das übermächtige selbsternannte Ego zu überwinden.

Je stärker die Zugkraft, die auf den Stamm der Zwille ausgeübt wird, desto weiter fliegt der Stein und desto härter, d. h. schmerzhafter dessen Aufprall auf dem Körper des Gegners. 

Analog gilt: Je weiter sich das selbsternannte Ego vom leibhaftigen reinen Ich entfernt, desto größer wird die Kraft, die das selbsternannte Ego wieder zurückzieht. Und auch dieser Rückzug ist mit Schmerzen verbunden.

Das an den beiden Kopfenden des Stammes befestigte Gummi oder Leder der Zwille ist ohne diesen Stamm bedeutungslos als Waffe. Dies gilt auch für die Bedeutung des selbsternannte Ego, welches ohne das reine Ich, zu dem es gehört, "Schall und Rauch" ist.  Je weiter sich das selbsternannte Ego vom reinen Ich entfernt, desto mehr muss es seine Kräfte verausgaben, um am Ende doch zurück zu kehren - unausweichlich. 

Der deutsche Maler George Grosz (in den 30er Jahren nach USA ausgewandert) hat dies in seinem Gemälde "Kain" erkennbar gemacht. Dort sitzt das reine Ich und fragt sich, wie es sich vom dem selbsternannten Ego hat missbrauchen lassen.






Lexikon der Selbst-Distanzierung

Wie die beiden vorangegangenen Posts darlegen, muss der Parkinson-Patient in jedem Fall den Zustand der Selbst-Distanzierung (dissociation) überwinden. Hierfür ist es notwendig, den Wesenskern der Selbstdistanzierung so deutlich zu erkennen, dass schriftliche Darlegungen über dieses Thema nicht nur nachvollzogen werden können, sondern dass das Prinzip der Selbstdistanzierung als akute und anhaltende Gefahr erkannt wird. Es muss zu einer Gefahr-Vermeidungsstrategie ( dissociatin exit strategy) kommen. Ohne "exit" keine Genesung (vgl. Parkinson Recovery Project).


 Die folgenden Vokabeln aus dem täglichen Sprachgebrauch beweisen, dass jeder Mensch um die Zusammenhänge der Selbst-Distanzierung "weiss", jedoch meistens vergisst, die Lehre aus diesem Wissen zu ziehen. Die folgenden Begriffe werden im Laufe des Dezember 2009 jeweils kurz interpretiert - mit dem Ziel, dass der übende Parkinson-Patient sukzessive erlernt, die Zusammenhänge und ihre Bedeutung für ihn selbst hier und heute wahrzunehmen.

Interpretationen folgen diesem Muster:


Beispiel
Selbstausbeutung: 
Das SE (selbsternannte Ego) benutzt den Leib des RI (reinen Ich), um eine Arbeit zu tun, die nicht gerecht bewertet wird. Das SE will sich damit einen anderweitigen Vorteil verschaffen.

Selbst-Abkoppelung
Selbst-Abscheu
Selbst-Achtung
Selbst-Aggression

Selbst-Akupressur
Selbst-Analyse

Selbst-Anklage
Selbst-Anzeige
Selbst-Aufblähung

Selbst-Aufgabe

Selbst-Aufopferung
Selbst-Ausbeutung
Selbst-Befreiung

Selbst-Befriedigung
Selbst-Behandlung
Selbst-Bekenntnis
Selbst-Belohnung

Selbst-Beobachtung
Selbst-Beschenkung

Selbst-Bescherung
Selbst-Beschimpfung

Selbst-Beschmutzung
Selbst-Bespiegelung

Selbst-Bestrafung

Selbst-Betrug
Selbst-Beurteilung
Selbst-Beweihräucherung
Selbst-Bewunderung

Selbst-Bezichtigung
Selbst-Darstellung
Selbst-Denunziation

Selbst-Distanzierung

Selbst-Disziplinierung
Selbst-Einschätzung
Selbst-Einschläferung
Selbst-Einsperrung
Selbst-Ekel
Selbst-Entblößung
Selbst-Entehrung

Selbst-Entfremdung
Selbst-Enthauptung
Selbst-Entsagung

Selbst-Enttäuschung
Selbst-Entwürdigung

Selbst-Ernennung

Selbst-Erniedrigung
Selbst-Ertappen
Selbst-Erwartung

Selbst-Experiment

Selbst-Findung
Selbst-Furcht
Selbst-Geiselnahme
Selbst-Geißelung
Selbst-Genügsamkeit

Selbst-Gerechtigkeit
Selbst-Glorifizieren
Selbst-Hass
Selbst-Heilung
Selbst-Heroisierung
Selbst-Hypnose
Selbst-Inhaftierung

Selbst-Inszenierung
Selbst-Interpretation

Selbst-Inthronisierung
Selbst-Ironie
Selbst-Isolation
Selbst-Justiz
Selbst-Kasteiung
Selbst-Kastration
selbst-konstruierte Scheinrealität

Selbst-Kontrolle
Selbst-Kriminalisierung
Selbst-Kritik
Selbst-Liebe
Selbst-Lob

Selbst-Losigkeit
Selbst-Manipulation
Selbst-Massage
Selbst-Medikation

Selbst-Mitleid

Selbst-Mißbrauch
Selbst-Mißtrauen

Selbst-Mord
Selbst-Mordattentat
Selbst-Ökonomisierung
Selbst-Operation 

Selbst-Opferung

Selbst-Quälerei
Selbst-Rationalisierung

Selbst-Rechtfertigung
Selbst-Respekt
Selbst-Rettung

Selbst-Schmeichelei
Selbst-Stigmatisierung
Selbst-Stilisierung

Selbst-Sucht
Selbst-Suggestion
Selbst-Tadel

Selbst-Täuschung

Selbst-Test

Selbst-Therapie
Selbst-Tötung
Selbst-Überlistung

Selbst-Überschätzung
Selbst-Unterschätzung

Selbst-Unterwerfung, vorauseilende
Selbst-Verabscheuen

Selbst-Verachtung
Selbst-Verantwortung

Selbst-Verarschung
Selbst-Verbrennung

Selbst-Vergessen
Selbst-Verhaftung
Selbst-Verherrlichung
Selbst-Verhöhnung
Selbst-Verkennung
Selbst-Verkleidung

Selbst-Verleugnung
Selbst-Verletzung
Selbst-Verliebtheit

Selbst-Verlorenheit
Selbst-Vernichtung
Selbst-Verniedlichung
Selbst-Verrat
Selbst-Verschulden
Selbst-Versessenheit

Selbst-Verspottung

Selbst-Verständnis
Selbst-Versuch

Selbst-Verteidigung
Selbst-Vertrauen
Selbst-Verübelung
Selbst-Verurteilung

Selbst-Verwahrlosung

Selbst-Verwirklichung
Selbst-Verwurstung

Selbst-Verzicht
Selbst-Verzwergung

Selbst-Vorwurf
Selbst-Wahrnehmung


Selbst-Zerfleischung
Selbst-Zerstörung

Selbst-Zweifel
 


Dienstag, 17. November 2009

Gefahr durch Vermeidung von Schmerz und Trauer


Parkinson-Patienten sind nach Forschungsergebnissen des Parkinson-Genesung-Projektes erkrankt, weil sie eine Prädisposition aufweisen, die "alle möglichen Storfälle des Lebens, wie Verlust, körperlicher und seelischer Schmerz, Liebesleid, meinen, unter Kontrolle bringen und halten zu müssen, da ihnen ja sonst niemand hilft oder beisteht". Hierbei - und nicht bei Egozentrizitäten wie Macht- und Gewaltausübung, Haß oder Gier - laufen die Parkinson-Aspiranten jedoch Gefahr, ihr selbsternanntes Ego als "einzig verlässliche Institution" zu interpretieren. Dieser Irrtum wirkt fatal, weil es dann nur noch eines Auslösers bedarf (ein Todesfall, eine Trennung oder Scheidung z. B.), um akut zu erkranken.

Allmachtswahn aufgeben

Um das Erscheinungsbild der Parkinson-Erkrankung positiv zu beeinflussen, wird seitens des Parkinson-Recovery-Project empfohlen, das eingeübte Muster der Selbstkontrolle allen Leids, aller Verluste und Schmerzen aufzugeben und diese Kontrolle an Familie, Freunde und/oder "die Energie des Weltalls" bzw. der Schöpfung zu übergeben. Diese Empfehlung geht davon aus, dass Familie, Freunde, Gott und seine Propheten zusammen gerechnet sicher mehr bewirken können, als das selbsternannte Kontrollorgan, das Ego.



Hierbei  kommt es nicht auf die religiöse oder philosophische Ausrichtung des Betroffenen bzw. des Parkinson-Patienten an. Der Erklärungsansatz ist im Kern eher anthropologisch.


Die nachfolgende Lagerfeuer-Geschichte beweist, dass das Unterscheiden zwischen dem schieren Ich und dem selbsternannten Ego auch bei den Animisten und Schamanen, den Indianern, eine wichtige Rolle in der Lebensorientierung spielt:





Am Lagerfeuer  erzählt
 
Ein Häuptling der Cherokee-Indianer instruierte seinen Enkel über einen Kampf, der im Inneren jedes menschlichen Wesens ausgetragen wird. Er sagte zu dem jungen Mann: „Der Kampf wird zwischen zwei Wölfen ausgetragen. Einer der Wölfe ist träge, feige, eitel, hochmütig und voller Selbstmitleid, Sorgen, Bedauern, Neid und Ärger. Der andere Wolf ist gewissenhaft, mutig, bescheiden, mildtätig und voller Mitgefühl, Freude, Verständnis und Vertrauen“. Danach sagte keiner etwas.

Der Enkelsohn dachte einen Augenblick lang über die beiden Wölfe nach und fragte dann seinen Großvater: „Welcher Wolf gewinnt?“

Der Cherokee-Häuptling antwortete: „Der, den du fütterst.“


©Lama Surya Das/NYC 2007/Übersetzung von Rudolf Rindermann/Bonn 1/5/2009/



Freitag, 13. November 2009

Dualität "im Kopf" überwinden


Parkinson Recovery Project:
Eine Genesung von seiner Parkinson-Erkrankung kann der Patient nur erreichen, wenn er die mentale Grundbedingung revidiert, die - ohne sein aktives Handeln - eine anhaltende Störung seines zentralen Nervensystems bewirkt hat.

Die Leiterin des Projektes, Dr. Janice Walton-Hadlock in Santa Cruz (California, USA), bezeichnet die vorgenannte anhaltende Störung des zentralen Nervensystems als "dissociation", was man im Deutschen mit dem Begriff Selbst-Distanzierung oder Selbst-Entfremdung übersetzen könnte. Nun wäre nur noch zu klären, was sich hinter diesem Begriff verbirgt: 

Dissociation = Selbst-Distanzierung


Wer bin ich? Wer oder was ist das Selbst? Von wem oder was distanziert es sich? Oder ist es umgekehrt, nämlich  so, dass sich jemand - wer auch immer - vom Selbst distanziert? - Bevor diese Fragen nicht klar verstanden und beantwortet sind, kann kein Parkinson-Patient genesen.

Die Selbst-Distanzierung - so weist das Parkinson Recovery Project nach - geschieht nicht durch einen Willensakt des Betroffenen, sondern ist ursprünglich eine natürliche Reaktion seines Körpers auf eine körperliche oder seelische Verletzung (Trauma). Im Gegensatz zu den vielen körperlichen und seelischen Verletzungen, die fast jeder Mensch zu ertragen und zu verarbeiten hat, trifft das Trauma des noch nicht erkrankten, späteren Parkinson-Patienten auf eine besondere Konditionierung. Diese Konditionierung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Betroffene erlittenen Schmerz langfristig und nachhaltig verdrängt und zwar in Folge einer Grundhaltung, bei der Schmerzen und andere Emotionen kontrolliert, d. h. in ihrer Wirkung eingeschränkt werden. Um es zusammenzufasssen: Eine ganz alltägliche typische Reaktion des zentralen Nervensstems auf Verletzung und Schmerz löst sich normalerweise, sobald "das Schlimmste vorüber ist". Beim Parkinson-Aspiranten löst sich diese Reaktion aber nicht. Sein Biosystem kriegt niemals die Nachricht: Gefahr gebannt, Ausruhen und Erholen hier am sicheren Ort. Dies macht ihn zum Parkinson-Patienten.

Schreck-Starre ?

Dr. Janice Walton-Hadlock veranschaulicht diesen Vorgang so:
Wenn eine Maus von der Katze gefangen wird, kriegt sie einen Schreck. Die Katze tötet sie nicht gleich, sondern spielt mit ihr herum. Dabei geschieht es häufig, dass die Maus sich "tot" stellt, eine unwillkürliche Überlebensreaktion ihres Nervensystems Wendet sich die Katze dann uninteressiert an dem "leblosen Kadaver" von eben diesem ab, so berappelt sich die Maus und schleicht in ihr sicheres Versteck. - anders als der Parkinson-Patient, der sich zwar fortschleicht, aber einen für ihn sicheren Ort/Hort niemals erreicht. Er verbleibt sozusagen im Stadium der Flucht-Angst.



Abschottung von Empfindungen

Der frisch gebackene Parkinson-Patient hat sein mentales Wahrnehmungssystem so eingerichtet, dass Schmerz und Trauer ihn nicht mehr verletzen können. Aber hierin zeigt sich für ihn der Pferdefuß:
Seine Abschottung von den unangenehmen Gefühlen bedeutet auch gleichzeitig seine Abschottung von den angenehmen Gefühlen, wie z. B. Lebensfreude und menschliches Mitgefühl, Teilhabe an der Freude anderer.

Das Arge ist für den Parkinson-Patienten, dass er durch Einsatz seines Verstandes, seiner Vernunft die biochemische und bioelektrische Konditionierung seiner Gefühlsabschottung nicht rückgängig machen kann. Die Abschottung ist quasi - für immer - eingerastet. (vgl. hierzu Dr. Janice Walton-Hadlock)
Sein Biosystem verkennt die Situation: Er ist in Sicherheit, aber sein Biosystem vermag dies nicht zu erkennen. Nun produziert das Biosystem laufend die unpassenden Neurotransmitter und bioelektrischen Ströme in den Nerven und Meridianen. Dies ist das Krankheitsbild Parkinson.


Überwinden der Selbst-Distanzierung, d. h. der Dualität

Die links oben in diesem Posting gezeigte Grafik in gelber Farbe ist das Logo des Benediktinermönches und Zen-Meisters Willigis Jaeger. Sein Logo ist hier abgebildet, weil es grafisch erkenntlich macht, worum es bei der Überwindung der Dualität (wozu auch die Selbst-Distanzierung zählt) geht. Es geht kurz gesagt um das Selbstverständnis des Menschen als Bestandteil des Kosmos (Welltalls). So abstrakt dieses klingen mag und so wenig konkret - im Nachfolgenden wird an Hand des alltäglichen Sprachgebrauchs nachgewiesen, dass der Mensch durchaus und tagtäglich verstandesmäßig realisiert, was Dualität ist.- Ein Weg zur Überwindung dieser Dualität oder auch nur das bewusste Umgehen mit ihr liegen für ihn jedoch in weiter Ferne.

Reines Ich und selbsternanntes Ego  (Engl.: mere I versus ego-self)


Schauen wir uns die gelbe Grafik an:


Wir sehen auf dem kräftig gelben Hintergrund einen Kreis, der in schwach-gelber Farbe gezeichnet ist.


In der linken oberen Hälfte der Grafik fällt uns ein kräftig weiß gezeichneter Kreisabschnitt ins Auge, der den Rahmen der Grafik sprengt, d. h. darüber hinaus geht.


Beide Kreise, der schwach gezeichnete und der kräftig weiß gezeichnete Kreisabschnitt, überschneiden sich mit etwa einem Viertel ihrer Fläche.


Nun nehmen wir an, dass der schwach-gelbe Kreis das reine (oder. bloße) Ich darstellt, während der kräftig-weiße, nur zum Teil gezeigte Kreis das selbsternannte Ego kennzeichnet.

Jeder erkennt an diesem Bild,  wie das selbsternannte Ego über den Bereich des reinen Ich herausragt. Sie sind beide, das reine Ich und das selbsternannnte Ego, von vergleichbarer Form (beides sind Kreise), aber es ist schon erkennbar, dass das selbsternannte Ego (der Kreis mit dem kräftigeren Strich) stärker in Bewegung ist und das gesamte Bildnis dominiert.

Das reine Ich


"Rein" bedeutet in diesem Zusammenhang: unvermischt, frei von Verunreinigung. Das reine Ich manifestiert und lokalisiert sich im Leib. Das reine Ich ist die natürliche Anwesenheit, die natürliche Personifizierung, erfahrbar im Hier und Jetzt.  Der vom reinen Ich erkannte Körper mir dem ihm zugehörigen Verstand bilden eine Einheit, den Verstand-Körper-Komplex (mind-body complex). Das reine Ich ist selbstlos, es unterscheidet nicht zwischen sich und seiner Umgebung. Es versteht sich vielmehr als integraler Bestandteil dieser Umgebung. Es existiert unabhängig von einer Wahrnehmung durch einen anderen Menschen, ja unabhängig von seiner Selbstwahrnehmung. Das reine Ich existiert also auch im Zustand der Ohnmacht, der Narkose und Hypnose sowie im Koma. Das reine Ich ist individuell, d. h. nicht identisch mit den reinen Ichs anderer Menschen. Im reinen Ich begegnet der Mensch der Seinsebene. Mit dem reinen Ich genießt er das Grundvertrauen in den Kosmos. Das reine Ich ist stabil, d. h. es verändert sich nicht im Zeitablauf. Es verändert sich nur der Verstand-Körper-Komplex, in dem es sich manifestiert.

Die koreanische Zen-Meisterin Daehaeng Sunim beschreibt es so:


In sich selbst stiller Zeuge der eigenen Gedanken und Handlungen zu sein, heißt beobachten, wie Gedanken und Taten des selbsternannten Ego zum reinen Ich zurück kehren. „Das reine Ich ist genau dort, wo wir uns bemühen, es wahrzunehmen“

("Der Mensch ist integraler Bestandteil eines intelligenten Kosmos", Willigis Jaeger)
Das reine Ich kann weder mit dem Konzept der Freudschen Psychoanalyse noch mit dem Konzept von Körper/Geist/Seele interpretiert werden. Auch religiöse Kategorien spielen in diesem Zusammenhang  der Interpretationen der Wortinhalte keine Rolle; der gedankliche Ansatz ist anthropologischer Art.



Das selbsternannte Ego

"Selbsternannt" heißt dieses Ego, weil es aus sich selbst heraus keinen Bestand, keine Existenz hat. In Form eines Trugbildes erwächst das selbsternannte Ego aus unserer gedanklichen Vorstellungskraft. Aus sich selbst heraus ist es ein Nichts. Wenn das reine Ich einmal stirbt, ist das selbsternannte Ego "wie weggeblasen" bzw. "vom Winde verweht", spurlos verschwunden. Leider gilt das spurlose Verschwinden nicht für die Folgen und Auswirkungen der "Un-Taten" des selbsternannten Ego. Verletzte und Zerstörtes jeglicher Art bleiben zurück. Das selbsternannte Ego ist süchtig nach sich selber, kann nie von sich selbst genug bekommen. Das selbsternannte Ego ist flatterhaft, es verändert sich ständig. Es bewegt sich mit Fleiss in Form einer permanenten Fluchtbewegung auf der Zeit-Schiene. Es träumt von zukünftigem Glück oder klammert sich an alte Verletzungen oder Widersacher der Vergangenheit. Das selbsternannte Ich vermeidet das Hier und Jetzt - sobald es aber doch in die Nähe des reinen Ich kommt, beginnt es, seinen "Widersacher", das reine Ich herunterzumachen; zu verachten, zu negieren usw. In der Wahrnehmung der Zeit manifestiert sich das selbsternannte Ego.


(Die hier verwendeten Begriffe und Unterscheidungen stammen aus der Publikation Seiner Heiligkeit des Dalai Lama: "How to See Yourself As You Really Are - A Practical Guide to Self-Knowledge", London 2006/2008)  

In der Literatur zum Parkinson's Recovery Project wird das selbsternannte Ego als "self", das reine Ich als "Self" - also mit großem S geschrieben - bezeichnet.



Neuropsychologischer Ansatz:


Der Pfad zur Parkinson-Erkrankung



Der Leib ist der Ort, an dem sich das Wesen des Menschen manifestieren will. Was passiert aber, wenn das selbsternannte Ego - wie in dem gelben Schaubild am Anfang dieses Posting dargestellt - die vom Leib gesetzten Grenzen überschreitet? - Wenn das Wesen des Menschon vom selbsternannten Ego derart fehlinterpretiert wird, dass es quasi mit Gewalt getrieben die Grenzen  des Leibes permanent und nachhaltig überschreitet, meldet sich der Leib zurück. Als "Wohnort" des reinen Ich (die überlebenswillige Natur) meldet sich der Leib zurück in Form von Schmerzen und Krankheiten.


Das menschliche Wesen kann sich nicht selbst aus seinem Leib (mind-body complex) entlassen. Es kann vorübergehend in Form von "Expeditionen" extreme Ego-Aktivitäten erkunden; es muss jedoch noch stets rechtzeitig selbst erkennen, dass eine Umkehr, zurück zum reinen Ich nötig ist - da die eigenen Kräfte offenbar nicht ausreichen, um das menschliche Wesen außerhalb seines reinen Ich lebendig, d. h. handlungsfähig zu erhalten.


Wohlgemerkt: Für Parkinson-Patienten ist eine Situation typisch, in der die "Überheblichkeit" seines selbsternannten Ego darin besteht, dass es erkannt zu haben glaubt und sich damit abgefunden hat, dass niemand außer ihm selbst alle Probleme des Lebens regelt. Beim Parkinson-Patienten schlägt dann die Erfahrung seiner Ohnmacht um in den - allerdings hoffnungslosen - Glauben an seine Allmacht.


Es geht nicht um Moral oder Gläubigkeit



Die geschilderte Ohnmachts-/Allmachtsspaltung kann nicht a priori mit einer atheistischen oder existenzialistischen Grundlebenshaltung des Parkinson-Patienten fehlinterpretier werden. Dies zeigt schon die Tatsache, dass Papst Johannes Paul II und die Nonne Marie Simon-Pierre schwer an der Parkinson-Krankheit litten.



Exit strategy



Jede Strategie zu einer Genesung von der Parkinson-Erkrankung muss nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Parkinson Recovery Project folgende Schritte erfolgreich gehen:


1.  Verletzungen (körperliche und seelische) mit professioneller Hilfe ausheilen
2.  Prädisposition der Ohnmachts-/Allmachtsspaltung (Englisch: dissociation) selbst revidieren




Im nächsten Posting wird eine Indianergeschichte erzählt, die für jedermann klar macht, wie sich das reine Ich vom selbsternanten Ego unterscheidet und wie der Mensch mit beiden umgeht. Für den Parkinson-Patienten ist der richtige Umgang mit diesen beiden Begrifflichkeiten lebensnotwendig.